[[Zukunft Innenstadt - Auf der Suche nach neuen Ideen]] - Eine Inspiration von Jens Janetzki
# Ideen zur Zukunft Innenstadt Borken
Viele Kommunen in Deutschland verbindet ein ähnliches Problem. Ein Problem, das vielfältige Ursachen hat. Ein Problem, bei dem neue Lösungen gefragt sind. Neue Denkansätze. Und auch Mut.
# Vielerorts gibt es Leerstand
Es geht um die Gestaltung der Innenstädte.
Prägte früher viel Einzel- und Fachhandel das Bild, so ist es heute deren Leerstand. Leerstand der vielerorts ein tristes Bild hinterlässt. So auch in Borken, im Schwalm-Eder-Kreis.
Doch Borken muss und möchte etwas verändern. 250.000 Euro aus dem Landesprogramm "Zukunft Innenstadt" sollen dafür genutzt werden. Im Austausch mit den Bürgern. Offen für mutige Visionen und klare Analysen.
# Ideal für schnelle Erledigungen
Eine dieser Analysen könnte darin liegen, dass die Konzeption der Innenstadt einer Logik folgt. Diese Logik wurde und wird gut erfüllt. Diese Logik ist sowohl durch städtebauliche Entscheidungen in der Vergangenheit als auch durch das Ansiedeln von von Einzelhandel und Einkaufsmöglichkeiten entstanden.
So ist die Borkener Innenstadt aktuell ideal beschaffen, damit die Bürger "schnelle Erledigungen" vollziehen können. Man kommt überall gut mit dem Auto hin. Es gibt an diversen Stellen kostenfreie Parkmöglichkeiten. Und die Fußwege sind fast überall kurz.
Die Borkener Bahnhofstraße schafft, auch durch ihre Länge, ein gutes Durchkommen mit dem privaten PKW. Diesen Zugang nutzen die meisten Bürger gerne.
# Konkurrenz für schnelle Erledigungen
Eine übermächtige Konkurrenz für schnelle Erledigungen bieten heute Online-Händler. Dort bekommt man eine unbegrenzte Auswahl an Waren mit zahllosen Informationen, Kundenmeinungen und Anleitungen. Und auch eine Retoure ist bisweilen sehr einfach möglich. Und alles zum günstigeren Preis. Entsprechend gibt es immer weniger Gründe den Einzelhandel vor Ort zu nutzen. Ein paar mehr Argumente gibt es für den sehr spezialisierten Fachhandel. Doch auch da geht die Tendenz vielerorts zu Fachhändlern im Internet.
Dieser Zustand ließe sich jetzt beklagen oder bedauern. Aufhalten lässt er sich allerdings nicht. Menschen tendieren dazu, die bequemere Wahl vorzuziehen, was auch vollkommen legitim ist. Für die Gestaltung einer Innenstadt hat das aber große Auswirkungen.
# Entscheidung wird fällig
Städte, wie die Stadt Borken stehen nun an einer Entscheidung, wie es weiter gehen soll. Dabei gibt es drei grundsätzliche Optionen.
# Leuchtturmprojekte
Die erste Option wäre es, kleinere Leuchtturmprojekte umzusetzen. So ließe sich manch leerstehendes Gebäude einem neuen Zweck zuordnen. Die Hoffnung bestünde darin, dass diese Projekte wiederum andere Projekte inspirieren könnten. Das wäre gut! Nicht angegangen würde dann jedoch die grundsätzliche Ausrichtung der Innenstadt. Es ist zu befürchten, dass neben den Leuchtturmprojekten weiterhin viel Tristigkeit besteht, weil die Innenstadt, unabhängig dieser Farbtupfer, immer noch das Versprechen der "schnellen Erledigungen" ausstrahlt.
# Verlangsamung
Die zweite Option wäre es, das Versprechen der "schnellen Erledigungen" durch ein neues Versprechen abzulösen. Die Innenstadt inkl. Marktplatz der Stadt Fritzlar ist beispielsweise großflächig verkehrsberuhigt. Fritzlar verspricht den Bürgern dort keine "schnellen Erledigungen" sondern lädt ein zum verweilen, zum bummeln, zum Zeit verbringen, also "langsame Erledigungen". Zwar geht auch hier der Einzelhandel, aus den beschriebenen Gründen, zurück. Doch bietet die Innenstadt einen deutlich größeren Flair als die Borkener Innenstadt. Das liegt natürlich stark am vielen Fachwerk, aber gewiss auch am bewussten Auslagern des Autoverkehrs. An dieser Stelle gäbe es in Borken reichlich Potenzial. Wenn die Sehnsucht darin besteht, aus der Bahnhofstraße einen Ort mit höherer Verweildauer zu machen, dann muss das Einbußen für den Autoverkehr mit sich bringen. Denn aktuell gibt es zum Beispiel an der gesamten Bahnhofstraße kaum eine sichere Stelle für kleine Kinder. Nahezu jedes Geschäft grenzt direkt an die Straße, teilweise bedenklich nah. Eine konsequente Veränderung der Innenstadt zu einem neuen Versprechen, würde allerdings größere Veränderungen verlangen, als gelegentlichen Leerstand neu zu bespielen. Es wäre aber zu Überdenken, ob ein neues, konkretes Versprechen nicht als Leitlinie für künftige Entscheidungen gelten kann.
# Beschleunigung
Die dritte Option wäre es, das aktuelle Versprechen der "schnellen Erledigungen" als Besonderheit zu akzeptieren und auszubauen. Aus einer vermeintlichen Schwäche eine Stärke machen. Bewusst viele Drive-In-Möglichkeiten schaffen. Drive-In-Gastronomie, Drive-In-Apotheken, Drive-In-Änderungsschneidereien usw. Dieser Ansatz klingt erst einmal absurd. Es ließe sich aber auf Vielem aufbauen. Die Straßenführung der Bahnhofstraße bietet heute schon eine gute Grundlage dafür. Und es wäre ein echter Mehrwert, wenn man alle Dinge mit einer Autofahrt erledigen könnte -ohne auszusteigen. Das würde dem Online-Shopping eine echte Konkurrenz machen. Die konsequente Ausrichtung auf "schnelle Erledigungen" wäre bei genauer Betrachtung auch kein Hindernis für Verweilorte. Diese müssen ja nicht zwangsweise in der Innenstadt sein. Gute Verweilorte könnten stattdessen im Altstadtkern entstehen, an der evangelischen Kirche zum Beispiel. Oder an Nebenstraßen. Oder am Wasserturm. Da gäbe es reichlich Möglichkeiten anstelle der Bahnhofstraße. Die Bahnhofstraße wäre die in diesem Ansatz die "Autobahn der Erledigungen". Ein Ansatz, der bisweilen wohl konkurrenzlos in Deutschland ist.
# Mut haben
Veränderung erfordert Mut. Starke Veränderung erfordert viel Mut. Die Überlegung ein übergeordnetes Versprechen zu entwickeln, könnte als Leitlinie für viele Entscheidungen dienen. Dabei ist klar, dass eine Entscheidung zugunsten einer Sache auch immer eine Entscheidung gegen eine Alternative ist. Nachfolgend ein paar erste, grobe Ideen dazu.
- Verprechen: Borkener Innenstadt = Perfekt für schnelle Erledigungen
- Verprechen: Borkener Innenstadt = Ideal für Ausflüge mit dem Fahrrad
- Verprechen: Borkener Innenstadt = Viele Plätze, die ideal sind für Ausflüge mit Kindern
- Verprechen: Borkener Innenstadt = Altstadtflair mit leckerer Gastronomie
- Leuchtturmprojekt: Fahrradgarage, wo man sein Fahrrad sicher abstellen kann
- Leuchtturmprojekt: Machwerk, Co-Working-Space (vgl. Homberg)